/ BIG Städtebau GmbH wird Sanierungsträger in der Oberen Neustadt in Husum

Husum galt lange Zeit als Zentrum des nordeuropäischen Viehhandels. Einmal jährlich wurden zu Spitzenzeiten tausende Rinder und Schafe vom Hafen über die Straße Neustadt auf den Markt getrieben, von dem aus eine direkte Verladung in Eisenbahnen möglich war. Nach dem Ersten Weltkrieg verlor der Viehmarkt jedoch nach und nach an Bedeutung, bis er 1971 komplett eingestellt wurde.

Die Obere Neustadt beschreibt heute das Stadtgebiet nahe des Zentrums entlang des nördlichen Teils der Straße Neustadt. Spuren der historischen Bedeutung Husums sind hier nur noch wenige zu finden. Ursprünglich dominiert von Gasthäusern mit rückwärtigen Stallanlagen führten Wohnraumknappheit und steigende Bevölkerungszahlen in der Nachkriegszeit zu wesentlichen Veränderungen in der Bebauungsstruktur, die seitdem vermehrt durch Wohnen, Kleingewerbe und Dienstleistungen geprägt ist. Dieser zweigeteilten städtebaulichen Situation – im Süden zum Teil historischer, denkmalgeschützter Bestand, im Norden Zeugnisse der Expansion Husums in den 50er/60er Jahren – gilt es in der zukünftigen Entwicklung der Oberen Neustadt Rechnung zu tragen. Diese soll zu einem lebendigen Stadtteil zum Wohnen, Arbeiten und Leben mit vielfältigem Angebot für Bildung, Wirtschaft, Kultur und Tourismus weiterentwickelt werden.

Derzeit vorliegende städtebauliche, soziale, wirtschaftliche und funktionale Problemlagen im Quartier sollen nun mit Hilfe von Fördermitteln aus dem Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ (Überführung in die neue Kulisse „Sozialer Zusammenhalt“) überwunden werden. Zur Vorbereitung, Durchführung und anschließenden Abwicklung der Sanierungsmaßnahme nach § 136 BauGB „Soziale Stadt Obere Neustadt“ wurde die BIG Städtebau GmbH – ein Unternehmen des DSK-BIG nach einem europaweit ausgeschriebenen Verhandlungsverfahren als treuhänderischer Sanierungsträger beauftragt. Das Büro Kiel wird das Fördergebiet unter der Projektleitung von Alexandra Dahmen und Sigrid Nieswandt betreuen. Zum Aufgabenspektrum gehört neben der konkreten Projektumsetzung die Beratung der Kommune, die Moderation des Stadtentwicklungsprozesses, die Öffentlichkeitsarbeit und die wirtschaftliche Maßnahmenbetreuung inklusive treuhänderischer Mittelverwaltung.

Für die Dauer der Gesamtmaßnahme sind rund 15 Jahre angesetzt. Während dieser Zeit sollen der Straßenraum sowie die Rad- und Fußwegeverbindungen neugestaltet, nachhaltige Mobilitätsarten und neue Wohnformen etabliert sowie das Betreuungs- und Lernangebot für Kinder und Jugendliche ausgebaut werden. Für die Umsetzung der Maßnahmen wird die BIG Städtebau GmbH mit dem örtlichen Quartiersmanagement zusammenarbeiten, welches bereits seit Januar 2019 im Gebiet tätig ist. Das Gesamtinvestitionsvolumen beläuft sich nach derzeitigem Stand auf etwa 24,6 Mio. Euro, wobei 15,5 Mio. Euro durch Städtebauförderungsmittel abgedeckt sind.