Unsere Stellungnahme zum FAZ-Artikel von Birgit Ochs-Koffka „Wohnungsmarkt auf Sylt: ausverkauft und zugebaut“:
Sehr geehrte, liebe Frau Ochs-Koffka,
wir haben uns sehr wir über Ihr Interesse am Dünenpark in List auf Sylt gefreut. Leider hatten Sie uns – abgesehen von einigen Fragen, die Ihren Rechercheaufwand minimiert haben – keine Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben. Stattdessen schien es Ihnen wichtig Ihre These zu untermauern, dass Kritiker im Dünenpark „ein weiteres Beispiel für den Ausverkauf ihrer Insel“ sehen. Dadurch gehen leider wesentliche Fakten verloren, die ich nachstehend gerne ergänze:
• Zum Dauerwohnraum auf der Insel Sylt: In verschiedenen Wohnraumentwicklungskonzepten, zuletzt dem ALP-Gutachten von 2020, wurde ein insularer Bedarf von rd. 2.600 (Dauer-) wohneinheiten bis 2030 ermittelt. Neben der Bestätigung des im Wesentlichen bekannten (und unstrittigen) Bedarfs wies das ALP-Gutachten nach, dass bebauungsfähige Potentialflächen vor allem im Norden und Süden der Insel liegen und nicht in Westerland. Deshalb initiierte das Land Schleswig-Holstein den raumordnerischen Vertrag (ROV) zwischen dem Land und den Sylter Gemeinden, um den Wohnungsbau an die verfügbaren Flächen anzupassen. Dieser Vertrag wurde von allen Gemeinden unterzeichnet, nicht aber von der Gemeinde Sylt, die gegen den ROV Klage einreichte (und mit ihrem Eilantrag am 22. Januar 2021 vor dem Verwaltungsgericht krachend scheiterte). Dadurch wurde klar, dass es im Kern gar nicht um die Schaffung von neuem Dauerwohnraum geht, sondern vielmehr um die Frage, wo dieser künftig entstehen soll. Aufgrund mangelnder Verfügbarkeit von Flächen wird ein Großteil der neuen Wohnungen nicht mehr – wie bislang vorgesehen – in Westerland, sondern in Hörnum und List entstehen, so dass die relative Bedeutung der Inselhauptstadt abnehmen wird. Das ist der wesentliche Grund für den Widerstand der Gemeinde Sylt gegen den Dünenpark.
• Was entsteht im Dünenpark? Neben den von Ihnen genannten 39 Reihenhäusern und 105 Mietwohnungen mit Mieten zwischen 6,50 Euro/qm und 10,50 Euro/qm entstehen rd. 120 barrierefreie Wohnungen ausschließlich für Insulaner, die als Eigentums- oder Mietwohnungen genutzt werden können. Diese freifinanzierten Wohnungen kann sich sicher nicht jeder leisten, aber es sind mitnichten Luxuswohnungen, und 20 verkaufte Wohnungen wenige Tage nach Vertriebsstart belegen die große Nachfrage auch nach diesen Wohnungen. Die von Ihnen angesprochenen 39 Wohnungen, die die Gewoba in der Bahnhofstraße in List baut, werden übrigens durch Zweitwohnsitze quersubventioniert. Die Durchschnittsmiete der Gewoba beträgt im Neubau 11,94 Euro/qm. Die Wohnungen im Neubau des Dünenparks, die von der BIG gehalten werden, werden zu Mieten zwischen 6,50 Euro/qm und 10,50 Euro/qm vermietet. Das muss ich sicher nicht weiter kommentieren.
• Außerdem baut die BIG im Dünenpark zum Preis von rd. vier Millionen Euro eine neue KiTa mit 145 Plätzen, verpflichtete sich zur Sanierung der baufälligen Schwimmhalle und der Aula und bezuschusst diese Baumaßnahmen ebenfalls mit bis zu vier Mio. Euro. Schließlich überträgt die BIG der Gemeinde List das Grundstück für die neue Feuerwache kostenlos.
• Im Ergebnis entstehen im Dünenpark mehr als 300 Wohnungen ausschließlich für Insulaner, davon rund die Hälfte gefördert oder preisgedämpft sowie Gemeinbedarfseinrichtungen im Wert von rd. 10 Mio. Euro – deshalb ist die Resonanz auf den Dünenpark in List auch durchaus positiv. Damit kann nicht jede Umwandlung von Dauerwohnraum in Zweitwohnsitze egalisiert werden, und oft genug wurde uns vorgehalten, dass allein in Westerland in jedem Jahr mehr Erstwohnsitze vernichtet werden als im Dünenpark neu entstehen. Aber ist das wirklich ein valides Argument gegen den Dünenpark? Dann könnte man ja den Neubau von Dauerwohnraum gleich einstellen…
• Viel Kritik wird an den Ferienhäusern geübt. Dazu muss man wissen, dass die Landesplanung, die heute im CDU-geführten Innenministerium angesiedelt ist, die Ferienhäuser nur unter strengen Auflagen genehmigte und zum Ziel setzte, dass eine qualitativ hochwertige Form des Tourismus entstehen sollte, die unter anderem den ganzjährigen Tourismus fördern sollte. Schon lange stehen die schleswig-holsteinischen Tourismusziele in einem harten Wettbewerb, insbesondere mit den modernen Destinationen in Mecklenburg-Vorpommern. Investitionen in den Tourismus sind (auch auf Sylt) vonnöten.
• Darauf geht die cima in ihrem Gutachten nicht ein. Die cima ist ein – im Wesentlichen Spezialisten bekanntes – recht ordentliches Beratungsunternehmen mit einem Schwerpunkt im Bereich des Handels. Im Bereich der Konzepterstellung für Tourismus und Wohnraumversorgung sind die Referenzen der cima überschaubar. Auch der von Ihnen zitierte selbst ernannte „Wirtschaftsexperte“ Uwe Mantik, der dem Wohnungsbau im Dünenpark Vorbildfunktion abspricht, ist in der Wohnungswirtschaft bislang noch nicht besonders aufgefallen. Mantik ist allerdings durch seine „Expertise“ im Bereich Immobilien durchaus bekannt, um nicht zu sagen: berüchtigt. Wegen Untreue und Bestechlichkeit leitete die Staatsanwaltschaft Lübeck im Jahre 2000 ein Untersuchungsverfahren gegen den SPD-Politiker Mantik ein, das 2001 mit einem Strafbefehl über 45.000 DM beendet wurde und zur Entlassung Mantiks aus seiner damaligen Funktion als Staatssekretär führte. Ob dessen parteipolitische Orientierung etwas mit seiner Bewertung des Dünenparks zu tun hat?
All dies kommt in Ihrem Artikel leider nicht zur Sprache, obwohl diese Fakten mit einer ordentlichen Recherche oder Rücksprache mit uns als Entwickler des Dünenpark ganz einfach herauszufinden sind. Und
der Lister Bürgermeister Ronald Benck hätte sich sicher auch gefreut, wenn Sie nach einem mehrstündigen Gespräch seinen Namen wenigstens einmal richtig geschrieben hätten.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Marc Weinstock
BIG-BAU Projekt- und Stadtentwicklung